Bloggen und Content Marketing für kleine Unternehmen – Interview mit Vladislav Melnik

In unserem heutigen Interview sprechen wir mit Vladislav Melnik aus Bremerhaven. Er ist Gründer vom affenblog und Co-Founder von Chimp. Beim affenblog dreht sich mittlerweile alles um das spannende Thema „Inbound Marketing“. Mit Chimp liefern sie jetzt die passende technische Lösung, eine Inbound-Marketing-Plattform, dazu.

(Kurz zu „Inbound Marketing“: Es meint Pull statt Push Marketing. Letzteres wird „Outbound Marketing“ genannt. Wenn Sie Inbound Marketing betreiben, besitzen Sie die Erlaubnis, Interessenten Informationen zur Verfügung zu stellen bzw. mit ihnen zu kommunizieren – das ist das Gegenteil von beispielsweise ungefragter TV-Werbung. Das Ziel: Sie werden gefunden und Kunden kommen zu Ihnen.)

So auch hier: Über ihren regelmäßigen Podcast („affen on air“) sind wir jetzt auf Vladislav Melnik aufmerksam geworden und dachten: Seine Strategie und Unternehmensgeschichte ist etwas für unsere Leser!

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Danke Vladislav, dass du sofort zugesagt und ebenso Lust auf dieses Interview hattest! Die Art und Weise, wie ihr eure Online-Kommunikation gestaltet, lädt mich jetzt förmlich zum DU ein. Ich hoffe, dass ist ok. 🙂 affenblog und Chimp – das klingt schon speziell. Was hat es damit auf sich?

Klar ist das „Du“ ok. Wir handhaben das bei uns ja nicht anders. Und auch danke, dass ich da sein darf! 😉 Das mit dem Namen werde ich immer wieder gefragt. Als ich vor einigen Jahren einen guten Markennamen gesucht habe, wollte ich auch etwas Verrücktes wie „Virgin“. Ich bin ein großer Fan von Richard Branson und mochte den verrückten Markennamen.

Also habe ich gebrainstormt und bin irgendwann bei Tiernamen stehengeblieben. Hier habe ich einige Tiere aufgeschrieben, bis ich bei Affen hängengeblieben bin. Das war’s, dachte ich! Affen sind cool, sympathisch, locker und nehmen sich selbst nicht zu ernst. Das sind Werte, die zur Marke gepasst haben, die ich erschaffen wollte.

Auch steht der Affe in der chinesischen Astrologie für blühende Phantasie und ist ein findiger Problemlöser mit viel Geschick und Ideenreichtum. Dabei ist er stets frech und verrückt. Im Grunde ist der Affe ein kreatives Improvisationstalent, also ein Künstler. Das passt perfekt zu mir, und zur Marke.

In den nächsten Monaten mündet der affenblog in Chimp. Daher ist „Chimp“ die natürliche Weiterentwicklung dessen und der Markenname, den wir in Zukunft benutzen werden.

Ist endlich auch internationaler. Aber Bono, also unser Affen-Logo, bleibt!

Bloggen und Content Marketing als Onlinemarketing-Instrument empfehlen wir aus unterschiedlichen Gründen auch unseren Kunden, gerade weil es uns u.a. viel bekannter gemacht hat. Doch zum einen ist es zeitaufwändig. Und zum anderen Bloggen manche Selbständige so vor sich hin und es bringt nix. Wie sieht eure Strategie-Empfehlung aus? Was macht Sinn, was nicht?

Cool, dass ihr das euren Kunden empfehlt! Ich sehe das genau so! Bloggen und Content Marketing funktionieren für fast alle Unternehmen. Aber leider nicht für alle. Hier muss man einfach nach dem Lean-Startup-Prinzip testen und schauen, ob’s funktioniert.

Der Zeitaufwand ist ein Punkt, mit dem wir alle kämpfen. Wir alle haben wenig Zeit. Deshalb wird auch gerne zum klassischen Outbound Marketing (Fernsehwerbung, Postwurfsendungen und Banneranzeigen etc.) gegriffen. Hier ist nur das Problem, dass du dir die Aufmerksamkeit erkaufst.

Wenn du aufhörst dem Anbieter Geld in den Rachen zu werfen und den Schalter umkippst, hört die Aufmerksamkeit auf. Von heute auf morgen. Beim Content Marketing ist es aber so, dass du ein Content-Archiv aufbaust, das vorzugsweise mit zeitlosen Inhalten gefüllt ist. Diese werden dann von den Besuchern immer wieder per Social Media geteilt und in der Suchmaschine gefunden. Somit hast du einen dauerhaften Strom an Aufmerksamkeit und Besuchern.

Und das Schöne daran ist, dass dieser Strom mit jedem neuen Content-Stück noch größer wird!

Das es oft nichts bringt, liegt sehr wahrscheinlich daran, dass man sich einfach nicht gut genug um seinen Content kümmert. Wenn man damit Erfolg haben möchte, muss man ordentlich Zeit und Herzblut in die Inhalte stecken. 5-10 Stunden sind z. B. für einen Artikel völlig in Ordnung. Lieblos hin geklatschter Content bringt auch lieblose Ergebnisse. Wichtig ist wirklich das redaktionelle Mindset. Mit einem Corporate Blog bist du eine Publikation, bitte verhalte dich auch so.

Mit Chimp bin ich auch gerade dabei, mit einem einfachen Blog zu starten und unser Projekt bekannt zu machen. Und ich merke selbst (zum zweiten Mal) wie hart der Anfang ist. Aber ich weiß, dass sich das langfristig bezahlt macht. Beim affenblog z. B. kommen 95% unserer Kunden über den Content.

Google und sein Suchmaschinenranking hat in den letzten Jahren zahlreiche Veränderungen durchgemacht. Klassische Suchmaschinenoptimierung mit reinen Keywords wird laut Google immer weniger erfolgsversprechend. Doch nichts tun ist auch keine Alternative, oder? Wie geht ihr das Thema an?

Oh ja, da hat sich in den letzten Jahren viel getan. Wenn wir mal ehrlich sind, dann hat die übertriebene, roboterartige Optimierung zwar funktioniert, hatte aber immer einen faden Beigeschmack, oder? Wir alle wussten, dass es irgendwie falsch ist. Deshalb war diese Strategie leider nicht so nachhaltig. Am besten ist es, wie schon immer, sich zuerst auf den Menschen zu konzentrieren. Was für Wünsche, Probleme und Bedürfnisse hat er? Was sind häufig gestellte Fragen? Das sind Fragen, die wir beantworten müssen. Wenn wir das gemacht haben, danach macht es Sinn, den Content noch etwas für die Suchmaschine zu optimieren. Denn diese ist zwar erstaunlich intelligent, aber leider immer noch nicht so schlau wie der Mensch. Deshalb müssen wir ihr etwas Kontext liefern. Aber wichtig ist hierbei, dass es nicht zu übertrieben ist. Manchmal muss man sich entscheiden, ob man für den Menschen oder für die Suchmaschine optimiert. Deshalb sage ich immer: „Im Zweifel für den Menschen“. Das ist die beste Strategie, denn langfristig bringt dieser Fokus oft ordentliche Rankings mit sich.

Ganz neugierig gefragt: Wie sieht eigentlich ein typischer Arbeitstag bei dir aus?

Ich habe früher versucht, es locker anzugehen und dann zu arbeiten, wenn ich inspiriert war. Weil ich aber eher der kreative Chaot bin, hat das nicht so gut funktioniert. Entweder habe ich nur gearbeitet, oder überhaupt nicht. Deshalb musste ein kleines System her. Heute arbeite ich normal von Montag bis Freitag von 8 bis 19 Uhr, mit einer Stunde Mittagspause. Und auch am Samstag nochmal von 8 bis 13 Uhr. Vor allem samstags ist’s schön, da man in Ruhe Dinge abarbeiten kann, die man in der Woche nicht fertig bekommen hat.

Mein Arbeitstag an sich ist ganz normal. Mein morgendliches Ritual beginne ich immer mit einer Runde meditieren und schreibe mir abschließend die Ziele für den Tag in mein 5-Minuten-Journal. Dann verschaffe ich mir einen kurzen Überblick über die wichtigen Kennzahlen, E-Mails und schaue in den Kalender. Ich checke einfach, wie die Lage ist und was so ansteht. Danach beginnt meine produktivste Zeit. Diese reserviere ich mir meistens für die Content-Erstellung. Nach dem Mittag kümmere ich mich dann um E-Mails und Social Media. Zwischendurch mache ich dann immer Kleinkram, der so anfällt. Abschließend versuche ich kurz vor Feierabend immer 1-2 Stunden zu lesen, um mein Wissen zu stärken und zu vertiefen.

Mit Bloggen allein generiert sich kein Umsatz. Womit verdient ihr euer Geld? Und was hat es mit dem neuen Produkt „Chimp“ auf sich?

Genau! Bloggen ist immer nur Mittel zum Zweck. Es ist ein Marketinginstrument, um mehr Kunden zu gewinnen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Momentan haben wir ein E-Book (affenbuch), eine Mitgliedschaft (affenclan) und ein WordPress SEO Plugin (bananacontent) im Einsatz.

Aber wie bereits angedeutet, verblassen diese Produkte langsam und machen Platz für Chimp. Das ist in Zukunft das einzige Produkt, was es von uns geben wird. Es ist sogar so wichtig, dass es die Positionierung der Marke einnimmt. Dementsprechend sind wir kein Blog mehr, sondern ein Softwareunternehmen, das „zufälligerweise“ einen großen Marketingblog an der Seite hat.

Passend zu „Chimp“ habt ihr eine Startup Journey auf die Beine gestellt, wo ihr 100% transparent seid und alle Höhen und Tiefen teilt. Was erwartet mich hier? Was ist euer Ziel damit?

Das ist eine wirklich spannende Sache! Wir spielen hier komplett mit offenen Karten, geben einen Blick hinter die Kulissen und teilen unsere Lektionen, aber auch spannende Kennzahlen (wie z. B. den Umsatz, die Kosten, das Gehalt etc.) mit unserem Publikum. So was macht glaube ich noch kein Unternehmen im deutschsprachigen Raum. Wir haben uns gedacht, wir haben jetzt die einmalige Gelegenheit, die komplette Unternehmensgeschichte zu dokumentieren. Und das machen wir auch.

Damit verfolgen wir einen interessanten Storytelling-Ansatz, bauen durch die Transparenz Vertrauen zu unseren potenziellen Kunden auf und erzielen dadurch Aufmerksamkeit sowie ein bisschen PR. Also ein schönes Win-win für alle.

Ihr schreibt über Höhen und Tiefen eines Startups. Bezogen auf unser Thema, die Kundengewinnung im Internet, was hat bei euch schlecht funktioniert? Mit welcher Strategie, Methode oder Aktion habt ihr dagegen richtig gute Erfahrung gemacht?

Mit unserem neuen Chimp Blog haben wir bis jetzt zum Glück noch keine schlechten Erfahrungen gemacht. Wo wir uns total verschätzt haben, war mit dem Ziel am Anfang. So wollten wir in der ersten Woche gleich 1.000 E-Mail-Abonnenten erreichen, sind aber irgendwo bei 300 stecken geblieben. Da haben wir uns total verschätzt und das hat dementsprechend demotiviert.

Gut funktioniert hat bis jetzt generell der Fokus aufs Content Marketing. Dafür, dass der Blog noch so jung ist, ist schon gut was los. Auch die durchschnittlichen Shares und Kommentare der Beiträge können sich sehen lassen. Das ist ein gutes Zeichen dafür, dass es funktioniert und das dort noch weiter investiert werden sollte.

Was erstaunlich gut funktioniert hat, war unsere Beta-Aktion. Hier hatten wir 100 Beta Accounts kostenlos zum Testen zur Verfügung und haben das mit einem Gewinnspiel und einem sog. „Viral Loop“ verknüpft. Das hat wunderbar funktioniert und in nur 9 Tagen über 1.000 Anmeldungen eingebracht.

Mehr dazu gibt’s hier auf unserer Startup Journey ! 😉

Vielen Dank für das Interview!

Ich hab zu danken!

Über Vladislav Melnik

Vladislav Melnik  ist Co-Founder von Chimp. Er ist auf einer Mission, kleinen Unternehmen in Deutschland, Österreich und Schweiz das Inbound Marketing näher zu bringen.

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